Seit vielen Jahren veranstaltet der Literaturkreis der Deutschen aus Russland e.V. ein Treffen für Autoren russlanddeutscher Herkunft, die in deutscher und russischer Sprache schreiben. Auch dieses Jahr sollte keine Ausnahme werden: Vom 7. bis 9. September lud der Literaturkreis russlanddeutsche Autoren in die Tagungsstätte Villa Welschen nach Oerlinghausen ein und bot den Teilnehmern ein vielfältiges Programm mit qualifizierten Referenten. Gefördert wurde das Autorenseminar des Literaturkreises vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Der Autor und 1. Vorsitzende des Literaturkreises Artur Böpple übernahm die Organisation und die Leitung der Autorentagung. Nach dem Ankommen der Teilnehmer am Freitagnachmittag gab es zunächst eine Begrüßungsrunde, wo die Autoren sowohl einander als auch die Referenten kennenlernen konnten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen nicht nur aus Nordrhein-Westfalen, sondern auch aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und anderen Bundesländern. Nach einem gemeinsamen Abendessen bestand die Möglichkeit, eigene Texte zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Abgerundet wurde der Abend durch Gespräche und Erfahrungsaustausch in gemütlicher Atmosphäre.
Am Samstag starteten nach dem Frühstück die Workshops für die Arbeitsgruppen. Wie jedes Jahr, wurde zusätzlich zu der deutschsprachigen Gruppe auch ein Workshop in russischer Sprache, unter der Leitung der Autorin und Lektorin Larissa Uliyanenko, angeboten. Parallel leitete Diplom-Übersetzerin, sowie Autorin und Lektorin, Carola Jürchott die Arbeitsgruppe in deutscher Sprache. In beiden Workshops gingen die Referentinnen auf sprachlichen und technischen Feinschliff der Texte ein und berichteten den anwesenden Teilnehmern von ihren Erfahrungen aus der Lektorats- und Korrektoratspraxis. Zur Übung konnten die teilnehmenden Autoren ihre Texte zur Diskussion stellen, diese in der Runde gemeinsam besprechen und unter der Anleitung der jeweiligen Referentinnen bearbeiten.
Zusätzlich bestand das Angebot mit der professionellen Schauspielerin und Dramaturgin Martina Leon, das öffentliche Vortragen von Texten zu üben, was mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Nach dem Mittagessen, bei dem sich die Autoren über die ersten Eindrücke und Ergebnisse der Tagung ausgetauscht haben, nahmen die Gruppen ihre Arbeit wieder auf.
Am Abend fand eine öffentliche Lesung im Bürgerhaus Oerlinghausen statt. Die Zuhörer erwartete ein vielfältiges Programm aus tiefgründigen Gedichten, Kurzgeschichten voller Sehnsucht, aber auch humorvollen und düsteren Texten. Die Vielseitigkeit der Beiträge war überwältigend und jeder der Vortragenden schaffte es, das Publikum zu fesseln. Melitta L. Roth, Irina Malsam, Katharina Peters, Agnes Gossen, Maria Schefner, Katharina Martin-Virolainen und Jürgen Hafner trugen an diesem Abend ihre Texte vor und sorgten für viel Spannung und Staunen, Tränen und Gelächter, aber auch den ein oder anderen nachdenklichen Seufzer. Nach der Lesung ließen die Teilnehmer des Autorenseminars den Abend bei gemütlichen Gesprächen ausklingen und tauschten sich noch bis in die späten Stunden über ihre Erfahrungen und ihre Leidenschaft zum Schreiben aus.
Am Sonntag wurde im Laufe des Vormittags noch intensiv an den Texten gearbeitet. Zum Abschluss der Tagung leitete der Vorsitzende des Literaturkreises und der Leiter des Autorenseminars, Artur Böpple, eine Feedback-Runde ein.
Irina Peter, eine junge Autorin und freie Journalistin aus Mannheim, die zum ersten Mal am Autorenseminar teilgenommen hat, lobte die gute Organisation und das vielfältige Programm der Tagung. „Ich habe mich gleich aufgenommen gefühlt“, sagte sie. „Es herrschte durchgehend eine warme und familiäre Atmosphäre.“ Des Weiteren betonte sie, wie wichtig der Austausch untereinander ist und dass man sich durch diese Veranstaltung sehr gut vernetzen konnte.
Georg Gaab lobte insbesondere die Zusammenstellung der Vorträge für die öffentliche Lesung. „Ich bin bereits seit zwanzig Jahren dabei und habe so einige Lesungen erlebt, doch die gestrige war von einer besonders hohen Qualität.“ Dieser Meinung schlossen sich auch andere Teilnehmer an und betonten, dass die Autorenseminare enorm zur Steigerung der Textqualität bei russlanddeutschen Autoren beitragen, was zu mehr Selbstsicherheit beim Schreiben, sowie mehr Mut zum Veröffentlichen und Vortragen führt.
Die Teilnehmer bedankten sich bei allen Referentinnen des Autorenseminars, lobten die hohe Qualität und die Inhalte der Workshops. Die Autoren unterstrichen, wie wichtig ein professionelles Feedback und Tipps aus der Praxis für die eigene Entwicklung sind. Carola Jürchott, Martina Leon und Larissa Uliyanenko bedankten sich ihrerseits für das Interesse der Teilnehmer und ihre aktive Mitarbeit bei den Workshops.
Zum Abschuss bestätigte Artur Böpple die gute Entwicklung der russlanddeutschen Autoren in den letzten Jahren und nannte als Beispiel die Beiträge aus dem letzten deutschsprachigen Almanach „Und zur Nähe wird die Ferne“, der dieses Jahr im Ostbooks Verlag erschienen ist.