Neue Gedichte von Andreas Peters

Lyrik aus dem Buch Mitteilungen einer Saatkrähe, Details siehe unter: www.brotundkunst.com/petersandreas

EWIGES FEUER

ich bin mit dem unbekannten
soldaten aufgewachsen beim

ewigen feuer. er kam wenigstens
aus dem krieg. der vater nicht.

meine mutter hätte ihn geheiratet,
andere witwenbräute hatten was

dagegen. er hielt wache tag und
nacht, im sommer und im winter.

jede feier fand zu seinen füßen
statt. er trat nicht mit füßen unsre

wodkalieder, treuebrüche. bei der
eidesformel legte ich meine hand

ins feuer. tschetschenienkrieger
legten ihre prothesen ins feuer.

afghanistanveteranen hielten die
krückenszepter über die flammen.

noch lange nach dem tod des
unbekannten soldaten hielt ich ihn

für einen schutzengel und dachte,
es wird ewig so bleiben.

I

MAMMOGRAFIE

mama, geh zur mammo,
papa war schon beim pappo.
sagt die kleine giraffi
zum
hals voller choreogra´fie.

II

LIEBESSPIELE

Hyäne spielt mit Hyäne ein
Mixed-Tennis, schlägt nach
Advantage ein Schnäppchen-AS.

Die Hyäne sagt zur Hyäne:
Du bist so hygiänisch, zum
Fressen gern mein Menü-AAS.

 

SPITZRUTENLAUF

maria iwanowna legt ihren sohn übers
knie. versohlt ihm den hintern mit dem
schwarzen gürtel. 1 schlag, sagt sie, für die
krim, schlag 2 für lugansk, donezk. der

andere für grosnij (vonwegen tschetschnja)
der 4 für mariupol, 5 für kabul. es reicht,
sagt wladimir spiridonowitsch, der vater,
es reicht, vielleicht noch einen für MH 17

& eventuell für den untergang der kursk,
des rubels & des ölpreises. abschreiben
der dr.arbeit, zu teure armbanduhr. für
ljudmila, die herzensgute schwiegertochter.

12 schläge weniger einen. jetzt geh &
mach deine hausaufgaben in der
sewastopoler kommunalka*. teile bad &
küche mit den neuen nachbarn, den chochli**.

*gemeinschaftswohnung
**ukrainer