„Das ist das schönste Buch, was ich gelesen habe.“
Diesen oder einen ähnlich formulierten Satz haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, sicher auch schon des Öfteren gehört oder – schlimmer noch – gelesen. Sie fragen sich, was daran falsch sein könnte? Eigentlich nichts – wenn mit diesem Satz gemeint ist, dass jemand gelesen hat, dass dies das schönste Buch sei. Möchte man aber ausdrücken, dass dieses eine Buch das schönste ist, müsste es korrekt heißen:
„Das ist das schönste Buch, das ich gelesen habe.“
Beim zweiten Satzteil handelt es sich nämlich um einen Relativsatz, der sich entweder auf die Aussage des gesamten ersten Teils beziehen kann (dann wäre „was“ richtig) oder auf das Buch und damit das letzte sächliche Substantiv vor dem Komma (dann sollte dort unbedingt „das“ stehen).
Ich gebe zu, dass diese Unterscheidung schon relativ spitzfindig ist, denn auch in Texten von Menschen, die nie eine andere Sprache als Deutsch gesprochen oder geschrieben haben, ist der Gebrauch der beiden Relativpronomina häufig sehr verschwommen. Meist macht man sich selbst gar nicht klar, dass zwischen ihnen überhaupt ein semantischer Unterschied besteht. Deutlicher wird es vielleicht noch im folgenden Beispiel:
„Möglicherweise verbreitet er ein Gerücht, was unseren Ruf ruinieren könnte.“
So formuliert, würde der Ruf dadurch ruiniert, dass das Gerücht verbreitet würde. Heißt der Satz aber:
„Möglicherweise verbreitet er ein Gerücht, das unseren Ruf ruinieren könnte.“,
ist es das Gerücht selbst, das den Ruf ruinieren würde.
Ich gebe zu, hier geht es wirklich um Feinheiten. Eine kleine Hilfestellung bietet dabei eine Frage, die wir in der Schule schon in einem anderen Zusammenhang gelernt haben, nämlich zur Unterscheidung von „das“ und „dass“ nach einem Komma. So, wie man dort immer „das“ schreibt, wenn man stattdessen „dieses“, „jenes“ oder „welches“ einsetzen kann, gilt hier dasselbe. Gelingt das Ersetzen nicht, sollte man unbedingt noch einmal genau prüfen, ob sich der zweite Satzteil auf eine Aussage oder ein einzelnes Substantiv aus dem ersten Teil bezieht. Bei der Aussage ist man mit „was“ auf der sicheren Seite.
Carola Jürchott