von Agnes Gossen
Auf dem Titelblatt des ersten Buches von Ida Häusser „Meins!“ ist die kasachische Frühlingssteppe – von weißen, gelben und roten Tulpen übersät. Das ist eines von den Bildern, die in ihrem Gedächtnis für immer geblieben sind, als sie im Mai 1981 vor ihrer Ausreise nach Deutschland Abschied von ihr nahm, und der Wind ihr den Blütenstaub ins Gesicht blies. „Ich wünschte mir riesige, kilometerlange Arme, damit ich die unfassbare Herrlichkeit umarmen und an mich drücken könnte. Wie ein kleines Kind, das ein lieb gewonnenes Spielzeug nicht hergeben will, wollte ich diese stille Schönheit umklammern und, trotzig die Tränen hochschniefen und mit dem Fuß stapfen und immer wieder Meins! rufen.“
Das ist die Stimme einer Achtzehnjährigen, die sich mit 50 immer noch genau an den Abschied von der Tulpensteppe erinnert. Obwohl Ida Häusser sich ab und zu beklagt, dass es immer nur Bruchstücke, Gedächtnisblitze aus ihrer Kindheit sind, die ab und zu auftauchen, ist es ihr gelungen, mit Beharrlichkeit nachzuforschen und ein stimmiges Bild des Lebens in Kasachstan bewusst und wehmütig zu schildern.