Zur Erscheinung des Buches „Orchester der Hoffnung unter der Leitung der Liebe“ von Andreas A. Peters. Gedichte & Lieder. Fotografien Christian Weingartner. Bernardus-Verlag, 2019
Manchmal kommen die Gedichte von Andreas Andrej Peters wie kleine, verspielte Kinderlieder daher. Dann haben sie Klang, Rhythmus und scheuen weder schiefe Reime noch schräge Bilder. Es ist das Unvollkommene, das sie auf eine überraschende Weise unantastbar macht, ja mehr noch: das sie pathetisch funkeln lässt in einer Zeit, die den Lobpreis verlernt zu haben scheint und selbst den Kindern jede liedhafte Poesie vorenthält.
Manchmal sind diese Gedichte auch sehr kämpferisch angelegt. Andreas Andrej Peters ist ein bibelfester Lyriker, ein bekenntnishafter Autor, der aus seinem christlichen Glauben in einer glaubensentwöhnten Zeit keinen Hehl macht. Warum auch? Für Zweifler, zu denen ich mich selbst immer wieder zähle, bleiben viele Fragen. Aber es ist das Verdienst von Andreas Andrej Peters, dass er uns, fest verankert im Horizont seines Glaubens, zum Widerspruch provoziert, zur Auseinandersetzung anstiftet. Das Christentum ist für ihn keine Reminiszenz an die Kindheit und keine kulturelle Staffage, schon gar keine ideologische Verbrämung des Abendlandes, sondern Lebenswirklichkeit im Hier und Heute.
Und manchmal wachsen die Gedichte auch zu großen Klagegesängen oder Hymnen aus, zur Feier des Lebens, besser noch und mit einem Wort des Dichters: zu GOTTANFÄLLEN. Für mich ist „JUNGFRAU MIT KIND“ so ein Gedicht: Disparat in der Form, schießt es uns beim Lesen unvermittelt ein. Andreas Andrej Peters überlässt sich der vorwärtstreibenden Kraft seiner Bilder. Ein behindertes Kind wird geboren, alle Pläne sind durchkreuzt – und trotzdem: „Gott macht keine Fehler.“ Die Blutmetaphern dieses Gedichts, die apokalyptischen Zeichen am Himmel und auf Erden dürften manche Leser irritieren. Wer sich darauf einlässt, wird jedoch, wie öfters bei diesem Dichter, mit einem ungewöhnlichen Hoffnungstext belohnt.
Die Gedichte und Lieder von Andreas Andrej Peters verteidigen das Lebensrecht der Ungeborenen. Sie tun das vehement, mit radikaler Kompromisslosigkeit – auch und vor allem in ihrem Eintreten für die schon vorgeburtlich identifizierbaren behinderten Kinder. Der Dichter hat selbst einen Down-Sohn, ein Trisomie-21-Kind. Heutzutage werden nach Ausschöpfung der diagnostischen Mittel kaum noch Kinder mit diesem Gendefekt geboren. Wer das weiß, wird die Gedichte von Andreas Andrej Peters mit anderen Augen lesen.
Dr. Erich Jooß †, Kinderbuchautor und Lyriker, stellvertretender Präsident der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur