Der schmerzliche Weg der Erinnerungen – zum Tod von Irene Mohr am 27.01.2015

Der schmerzliche Weg der Erinnerungen  (statt des Nachrufs)

Irene Mohr war vor einigen Jahren Co-Autorin eines internationalen Buchprojektes „Unterwegs mit Koffer und Teddybär: Europas Kinder und der Zweite Weltkrieg“,  277 S.,  CMZ-Verlag, Hrsg. von Claudine Landgraf und Rosemarie Rfischke,  Riga, 2005, ISBN 3-87062-077-3

Ein strapazierter einäugiger Teddybär, aus dessen Bauch die Spähnenfüllung durch den dünn gewordenen Stoff durchschimmerte, angelehnt an einen Kinderkoffer mit meinem Strohhut – es könnte ein Originalgepäck eines Kindes gewesen sein, das während des Zweiten Weltkrieges unterwegs war, mit vielen anderen Flüchtlingen verschiedener Nationen. Die Veranstalter hatten diese im Buchtitel erwähnten Sachen als Symbol neben dem Rednerpult aufgebaut, bevor das neue Buch am 8. Mai 2005, genau zum 60. Jahrestag des Kriegsendes in St.-Augustin bei Bonn im Haus Menden präsentiert wurde. Unter den dreizehn Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs noch im Kindesalter waren und aus acht verschiedenen Ländern stammten (Frankreich, Niederlande, Deutschland, Polen, Russland, Ukraine, Tschechien und Griechenland) und nun im Buch das Erlebte aus der damaliger Sicht, jedoch mit dem heutigen Verständnis der Dinge schilderten, war auch die aus der Ukraine stammende Irene Mohr, die ab den 70er Jahren in Deutschland gelebt hatte und Mitglied des Literaturkreises der Deutschen aus Russland gewesen war.

Irene Mohr war vor einigen Jahren Co-Autorin eines internationalen Buchprojektes „Unterwegs mit Koffer und Teddybär: Europas Kinder und der Zweite Weltkrieg“,  277 S.,  CMZ-Verlag, Hrsg. von Claudine Landgraf und Rosemarie Rfischke,  Riga, 2005, ISBN 3-87062-077-3

indexEin einäugiger Teddybär, aus dessen Bauch die Spähnenfüllung durch den dünn gewordenen Stoff durchschimmerte, angelehnt an einen Kinderkoffer mit meinem Strohhut – es könnte ein Originalgepäck eines Kindes gewesen sein, das während des Zweiten Weltkrieges unterwegs war, mit vielen anderen Flüchtlingen verschiedener Nationen. Die Veranstalter hatten diese im Buchtitel erwähnten Sachen als Symbol neben dem Rednerpult aufgebaut, bevor das neue Buch am 8. Mai 2005, genau zum 60. Jahrestag des Kriegsendes in St.-Augustin bei Bonn im Haus Menden präsentiert wurde. Unter den dreizehn Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs noch im Kindesalter waren und aus acht verschiedenen Ländern stammten (Frankreich, Niederlande, Deutschland, Polen, Russland, Ukraine, Tschechien und Griechenland) und nun im Buch das Erlebte aus der damaliger Sicht, jedoch mit dem heutigen Verständnis der Dinge schilderten, war auch die aus der Ukraine stammende Irene Mohr, die ab den 70er Jahren in Deutschland gelebt hatte und Mitglied des Literaturkreises der Deutschen aus Russland gewesen war. „Der schmerzliche Weg der Erinnerungen – zum Tod von Irene Mohr am 27.01.2015“ weiterlesen

Das Land Baden-Württemberg verleiht uns den Russlanddeutschen Kulturpreis 2014

„Ich habe heute die Freude, im Namen der Landesregierung Persönlichkeiten und Einrichtungen auszuzeichnen, die sich durch ihr künstlerisches Wirken um die Kultur der Deutschen aus Russland verdient gemacht haben.“

Das sagte Innenminister Reinhold Gall bei der Verleihung des Russlanddeutschen Kulturpreises am Montag, 17. November 2014, in Stuttgart.

„Ich habe heute die Freude, im Namen der Landesregierung Persönlichkeiten und Einrichtungen auszuzeichnen, die sich durch ihr künstlerisches Wirken um die Kultur der Deutschen aus Russland verdient gemacht haben.“

Das sagte Innenminister Reinhold Gall bei der Verleihung des Russlanddeutschen Kulturpreises am Montag, 17. November 2014, in Stuttgart.
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Baden-Württemberg habe den Russlanddeutschen Kulturpreis 1996 ins Leben gerufen und vergebe ihn seither alle zwei Jahre. Er sei ein zentrales und bedeutendes Element des Bekenntnisses zu den Deutschen aus Russland. Das Patenland bringe mit dem Preis seine Wertschätzung gegenüber der russlanddeutschen Kultur und ihren Repräsentanten zum Ausdruck. „Das kulturelle Erbe der Russlanddeutschen gehört zum geistig-kulturellen Vermögen unseres ganzen Volkes und ist Teil der gesamten deutschen Kultur. Wir wollen es bewahren und weitergeben“, betonte Gall. Zudem solle der Preis auch Anreiz und Impuls für alle Kulturschaffenden sein, mit ihren Werken zum Erhalt und zur Pflege der russlanddeutschen Kultur beizutragen.

In den letzten Jahren sei der Russlanddeutsche Kulturpreis in den Sparten Literatur, Musik oder Bildende Kunst vergeben worden. In diesem Jahr sei mit der Sparte Kulturvermittlung Neuland betreten worden. „Das Land Baden-Württemberg verleiht uns den Russlanddeutschen Kulturpreis 2014“ weiterlesen

Sprachliches Feuerwerk

Zu Wendelin Mangolds Buch „Die Wahrheit hinter der Lüge: Lyrik‐Prosa‐Dramatik“,  Geest‐Verlag 2014, 230 S., ISBN 978‐3‐86685‐458‐1, 12,00 €

Wendelin Mangold wurde 1940 im Gebiet Odessa geboren, seit 1990 lebt er in der Bundesrepublik. Seine ersten Schreibversuche unternahm er Ende der Fünfzigerjahre, noch als Germanistikstudent. Von 1967 bis zu seiner Ausreise lehrte er die deutsche Sprache und Literatur an der Pädagogischen Hochschule Koktschetaw/Nordkasachstan. Er schreibt Gedichte, Artikel, Rezensionen. Seit den frühen 70er Jahren veröffentlichte er seine Werke in der periodischen deutschsprachigen Presse und in Sammelbänden der russlanddeutschen Schriftsteller. 1988 wurde er  Mitglied des Schriftstellerverbandes der UdSSR. Nach seiner Übersiedlung nach Deutschland im Jahr 1990 arbeitete er 17 Jahre bei der Seelsorge für Spätaussiedler aus den GUS-Staaten als Sozialarbeiter. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Literaturkreises der Deutschen aus Russland e.V., wo er im Redaktionsteam bei der Herausgabe des Almanachs „Literaturblätter deutscher Autoren aus Russland“ tätig war. Seine Gedichtbände „Rund um das Leben“, „Deutschland, hin und zurück“, „Zu sich wandern“, „Sprung ins Wasser“ verdeutlichen durch sprachliche und gedankliche Verdichtung, durch Auseinandersetzung mit Integrationsproblemen in der neuen Heimat die Gefühlslage der russlanddeutschen Aussiedler. Für seine Tragikomödie „Vom Schicksal gezeichnet und geadelt“ wurde er 2013 mit dem Hessischen Preis „Flucht, Vertreibung, Integration“ ausgezeichnet.

Zu Wendelin Mangolds Buch „Die Wahrheit hinter der Lüge: Lyrik‐Prosa‐Dramatik“,  Geest‐Verlag 2014, 230 S., ISBN 978‐3‐86685‐458‐1, 12,00 €

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Wendelin Mangold wurde 1940 im Gebiet Odessa geboren, seit 1990 lebt er in der Bundesrepublik. Seine ersten Schreibversuche unternahm er Ende der Fünfzigerjahre, noch als Germanistikstudent. Von 1967 bis zu seiner Ausreise lehrte er die deutsche Sprache und Literatur an der Pädagogischen Hochschule Koktschetaw (Kasachstan). Er schreibt Gedichte, Artikel, Rezensionen. Seit den frühen 70er Jahren veröffentlichte er seine Werke in der periodischen deutschsprachigen Presse und in Sammelbänden der russlanddeutschen Schriftsteller. 1988 wurde er  Mitglied des Schriftstellerverbandes der UdSSR. Nach seiner Übersiedlung nach Deutschland im Jahr 1990 arbeitete er 17 Jahre bei der Seelsorge für Spätaussiedler aus den GUS-Staaten als Sozialarbeiter. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Literaturkreises der Deutschen aus Russland e.V., wo er im Redaktionsteam bei der Herausgabe des Almanachs „Literaturblätter deutscher Autoren aus Russland“ tätig war. Seine Gedichtbände „Rund um das Leben“, „Deutschland, hin und zurück“, „Zu sich wandern“, „Sprung ins Wasser“ verdeutlichen durch sprachliche und gedankliche Verdichtung, durch Auseinandersetzung mit Integrationsproblemen in der neuen Heimat die Gefühlslage der russlanddeutschen Aussiedler. Für seine Tragikomödie „Vom Schicksal gezeichnet und geadelt“ wurde er 2013 mit dem Hessischen Preis „Flucht, Vertreibung, Integration“ ausgezeichnet. Sein Handwerk beherrscht Wendelin Mangold meisterhaft und ist bisher unübertroffen in seiner Kreativität unter den russlanddeutschen Dichtern. Man mag seine Schreibweise mögen oder nicht, aber seine Lyrik ist Ausdruck der Gratwanderung zwischen zwei Welten, der der Russlanddeutschen und der der eingeborenen Deutschen.

Sein neues Buch  „Die Wahrheit hinter den Lüge. Lyrik, Prosa, Dramatik“ hat ihm bereits folgendes Lob des Verlegers Alfred Büngen eingebracht: „Im vorliegenden Band bringt der Autor seine besondere Begabung des kurzen, engagierten, kreativen und originellen Schreibens in den verschiedensten literarischen Gattungen weit über die Aussiedlerproblematik hinaus zum Ausdruck, schafft ein inhaltliches und sprachliches Feuerwerk, das man nicht mehr aus der Hand legen mag. Literatur, die die Wahrheit hinter der Lüge entlarvt.“

Der Buchtitel wird mit einigen Zitaten, literarische Lügen seien in höherem Sinne Wahrheiten, erklärt, was offensichtlich als Echo Goethes  Gedanken über Dichtung und Wahrheit zu sehen ist. Ein Thema, das seit Jahrhunderten aktuell ist und immer wieder diskutiert wird. Statt eines Vorworts präsentiert der Autor ein Märchen von einem widerspenstigen Gänseblümchen und spricht somit, wie gesagt, durch die Blume. Das Gänseblümchen verwechselt aus Neugier Tag und Nacht und macht dadurch poetische Entdeckungen, was symbolisch für den Dichterblick steht, fast nach dem romantischen Prinzip, in allen Dingen schlafe ein Lied.

So wie ein Schauspieler auf der Bühne eine andere Person darstellt, dabei aber auch einen Teil von sich selbst preisgibt, so stellt Wendelin Mangold aktuelle Probleme der Gegenwart, die oft ihre Wurzeln in der Vergangenheit haben, aus verschiedenen Blickwinkeln in seinen Texten dar. Er schlüpft in verschiedene Rollen, um sie anschaulicher und nachdenklicher zu machen. Besonders burlesk wirkt sein Prosatext „Alles Lügen“, ein Panegyrikus. Hier zeigt er, wie man das tragische Schicksal der Russlanddeutschen, von dem man in Deutschland nur wenig weiß und es des öfteren mit Skepsis wahrnimmt – nur das sieht, was man sehen will, und dadurch die Vorurteile gegenüber dieser Ethnie oftmals bis zur Absurdität treibt. Mangold  schildert die traumatischen Erlebnisse meistens ironisch-optimistisch, was bei seinen Landsleuten einen bitteren Seufzer und zugleich ein Lächeln hervorzurufen vermag, nach dem Prinzip, die Tragödie liege unweit von der Komödie, mit einem weinenden und lachenden Auge zugleich.

So treibt er das Thema „Heimat“ auf die Spitze, indem er die Ahnungslosigkeit der Neuankömmlinge aus Russland bildhaft offenlegt und die Ursachen dafür klärt. Besonders gelungen ist ihm das im Theaterstück „Im Kreise der Lieben“, wo er auf diese Weise die Wahrheit hinter der Lüge zum Ausdruck bringt.  In diesem Bühnenstück, dem Theaterregisseur Bolat Atabayev gewidmet, analysiert und entlarvt Mangold die gegenseitigen Vorurteile der Russlanddeutschen und der Einheimischen. Es ist ein Versuch, Geschichte und Gegenwart, die Integrationsproblematik szenisch satirisch-ironisch-humoristisch zu reflektieren.

Mit seinem neuen Buch erweist sich Mangold wieder einmal als Meister verschiedener literarischer Formen und Gattungen und bleibt seinem individuellen Stil der Knappheit und Lakonie (fast nach der Redewendung „In der Kürze liegt die Würze“), der Ironie und des Humors treu. Er schreibt vorwiegend kurze Gedichte und in der letzten Zeit sogar Haikus, die er scherzhaft „Haiküsse“ nennt und meistens thematisch betitelt, im Unterschied zu der ursprünglichen Haiku-Gedichtform aus Japan. Beachtenswert sind seine Reiseimpressionen, aber auch kleine Beobachtungen und Gedanken bei täglichen Spaziergängen. Es ist immer interessant, die Spuren der „literarischen Küche“ zu entdecken, die Impulse zu verfolgen, die als Anstoß für bestimmte Texte gedient haben und in welche Form die Gedanken „verpackt“ sind. Dieses Buch gleicht hierin einer offenen Werkstatt, da Mangold nicht nur sehr viele Hinweise, bekannte Zitate oder Aussagen gebraucht, sondern auch direkt in den Fußnoten seine Meinung zu gelesenen Büchern  und aktuellen Geschehnissen preisgibt, Informationen zu Persönlichkeiten, ob Politiker oder Autoren (weltbekannt oder wenig bekannt), mitliefert. Indem er dem Leser das Verstehen von bestimmten Zusammenhängen erleichtert, öffnet er seine eigene Gedankenwelt. Einige Texte sind Bolat Atabajew, dem Theaterregisseur und Menschenrechtler und Leiter des Deutschen Theaters in Kasachstan, gewidmet, der zurzeit in Köln lebt und arbeitet.

Das Buch ist eine Art lyrisches Tagebuch mit vielen kleinen Beobachtungen und großen Gedanken über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, aber auch über den „Ist-Stand“ der russlanddeutschen Aussiedler in der deutschen Gesellschaft, über ihre Irrungen und Wirrungen, hierzulande heimisch zu werden. Nicht weniger beeindruckend ist seine Kurzprosa, die ihn als einen aufmerksamen Beobachter des Alltags, aber auch des politischen Geschehens ausweist, wobei er wiederum stark Ironie als stilistisches Mittel einsetzt.

Es bleibt Wendelin Mangold ein breites Leserinteresse für sein neues Buch weit über den Kreis der Russlanddeutschen zu wünschen. Er ist einer der deutschen Dichter aus Russland mit unverwechselbarer Stimme und großer Themenbreite, der zweifelsohne stilistisch sehr nahe der neuen Strömung des modernen Realismus hierzulande steht.

Agnes Gossen-Giesbrecht

Frühlingslesung „Frauenwelten“ in Bonn

„Frauenwelten“ – so lautete der Titel der Frühlingslesung am 1. März 2014  in der Internationalen Begegnungsstätte in Bonn, die vom Literaturkreis der Deutschen aus Russland e.V. organisiert wurde.  Der Literaturkreis präsentierte neue Bücher, vor allem den neuen Almanach des Literaturkreises (Literaturblätter der Deutschen aus Russland 2013), der im Januar dieses Jahres erschienen ist. Agnes Gossen-Giesbrecht, Monika J. Mannel und Irina Malsam lasen daraus ihre Gedichte.  

Irma Shiolashvili präsentierte ihr Buch „Brücke aus bunten Blättern“ mit Gedichten, die von verschiedenen Autoren aus dem  Georgischen ins Deutsche übersetzt wurden – unter anderem auch von Agnes Gossen-Giesbrecht, die diese Lesung moderierte und auch ihren zweisprachigen Gedichtband „Zwei Flügel“ vorstellte, aus dem sie nicht nur ihre eigenen Gedichte in Deutsch und Russisch rezitierte, sondern auch von einigen jungen Autoren,  dem bekannten Dichter Viktor Heinz („Der Alte“) und Lore Reimer („Meine Gedichte“).

„Frauenwelten“ – so lautete der Titel der Frühlingslesung am 1. März 2014  in der Internationalen Begegnungsstätte in Bonn, die vom Literaturkreis der Deutschen aus Russland e.V. organisiert wurde.  Der Literaturkreis präsentierte neue Bücher, vor allem den neuen Almanach des Literaturkreises (Literaturblätter der Deutschen aus Russland 2013), der im Januar dieses Jahres erschienen ist. Agnes Gossen-Giesbrecht, Monika J. Mannel und Irina Malsam lasen daraus ihre Gedichte.

Irma Shiolashvili präsentierte ihr Buch „Brücke aus bunten Blättern“ mit Gedichten, die von verschiedenen Autoren aus dem  Georgischen ins Deutsche übersetzt wurden – unter anderem auch von Agnes Gossen-Giesbrecht, die diese Lesung moderierte und auch ihren zweisprachigen Gedichtband „Zwei Flügel“ vorstellte, aus dem sie nicht nur ihre eigenen Gedichte in Deutsch und Russisch rezitierte, sondern auch von einigen jungen Autoren,  dem bekannten Dichter Viktor Heinz („Der Alte“) und Lore Reimer („Meine Gedichte“).

Der lyrische Teil wurde  von Wladimir  Slaikovski musikalisch umrahmt, seine Gitarrenimprovisationen  wurden mit viel Applaus von den Zuhörern belohnt.
Sylvia Hofmann, Mitglied des deutschen Schriftstellerverbandes, und Monika J. Mannel, Leiterin der Kreativen Werkstatt Bonn, stellten ebenfalls ihre Bücher vor und sorgten mit ihren humoristischen Erzählungen für eine heitere Stimmung. Zum Schluss meldete sich noch eine als Gast anwesende Autorin, Elisabeth Schlief, zu Wort und trug ihre Gedichte über die aufwachende Natur vor. Sie verteilte auch Blumen an die anwesenden Frauen und sorgte damit für den stimmigen Schlussakkord dieser gelungenen Frühlingslesung.

Almanach 2013 ist erschienen

Die Herausgabe von Literaturblättern deutscher Autoren aus Russland (Almanach 2013) stand im Zeichen des 250. Jahrestages des zweiten und entscheidenden Manifests von Katharina der Großen aus dem Jahr 1763, in dem sie verlockende Vergünstigungen für die deutschen Siedler an der Wolga aussprach. In den Jahren darauf kehrten Tausende, überwiegend Handwerkerfamilien Deutschland mit Kind und Kegel den Rücken und siedelten sich in Russland an. Ihre Nachfahren kehrten größtenteils erst Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts aus verschiedenen Gründen zurück. Mittlerweile leben in der Bundesrepublik Deutschland circa 2,5 Millionen sogenannte Aussiedler aus der UdSSR.
Der Literaturkreis der Deutschen aus Russland nahm dieses Datum zum Anlass, einen themenfreien Literaturwettbewerb auszuschreiben, mit dem Ziel, die russlanddeutsche Literatur zu fördern. Der Wettbewerb stand allerdings nicht nur russlanddeutschen Autoren offen, sondern allen in deutscher Sprache Schreibenden. Beste Beiträge nahmen wir in diesen Almanach auf. Letztendlich entstand ein Bändchen mit einer bunten Mischung von Texten,

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Die Herausgabe von Literaturblättern deutscher Autoren aus Russland (Almanach 2013) stand im Zeichen des 250. Jahrestages des zweiten und entscheidenden Manifests von Katharina der Großen aus dem Jahr 1763, in dem sie verlockende Vergünstigungen für die deutschen Siedler an der Wolga aussprach. In den Jahren darauf kehrten Tausende, überwiegend Handwerkerfamilien Deutschland mit Kind und Kegel den Rücken und siedelten sich in Russland an. Ihre Nachfahren kehrten größtenteils erst Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts aus verschiedenen Gründen zurück. Mittlerweile leben in der Bundesrepublik Deutschland circa 2,5 Millionen sogenannte Aussiedler aus der UdSSR.

Der Literaturkreis der Deutschen aus Russland nahm dieses Datum zum Anlass, einen themenfreien Literaturwettbewerb auszuschreiben, mit dem Ziel, die russlanddeutsche Literatur zu fördern. Der Wettbewerb stand allerdings nicht nur russlanddeutschen Autoren offen, sondern allen in deutscher Sprache Schreibenden. Beste Beiträge nahmen wir in diesen Almanach auf. Letztendlich entstand ein Bändchen mit einer bunten Mischung von Texten, eine Art literarisches Kaleidoskop mit Beiträgen von sowohl russlanddeutschen als auch ansässigen deutschen Autoren. Auf die Kennzeichnung von sogenannten Gastbeiträgen haben wir dieses Mal bewusst verzichtet, weil die Herkunft von Autoren ohnehin den biografischen Notizen am Ende des Almanachs zu entnehmen ist.

In den meisten Beiträgen von russlanddeutschen Autoren ist der unablässige Wille zur Integration in die deutsche Gesellschaft nicht zu verkennen. Doch nicht nur die Ethnie an sich strebt nach Integration und Anerkennung, sondern ebenso die russlanddeutsche Literatur will endlich gesehen und gelesen werden. Seit vielen Jahren ist im deutschen Literaturbetrieb eine frappierende Ignoranz und Gleichgültigkeit gegenüber den russlanddeutschen Literaten zu beobachten (wohingegen die rumäniendeutsche Literatur das ungebrochene Interesse genießt) – trotz vieler Schreibtalente. Lediglich wenige Autoren schafften es, das Interesse der angesehenen deutschen Verlage für ihre Arbeiten zu wecken (z. B. Nelly Däs, Eleonora Hummel, Lena Klassen). Die Gründe für die Nichtbeachtung sind uns leider nicht bekannt. Es mag an dem penetrant klebenden negativen Image dieser Ethnie liegen, es mag andere Gründe haben, die sich erst mit der Zeit herauskristallisieren werden. Fest steht jedenfalls, dass unter den Werken von russlanddeutschen Autoren noch etliche literarische Schätze zu heben sind.Wann das passiert, bleibt abzuwarten.

Das Buch ist erschienen im Geest Verlag in Vechta. ISBN: 978-3-86685-448-2

Lesung auf der Bonner Buchmesse Migration 2013

Der Literaturkreis der Deutschen aus Russland e.V. war mit einem Bücherstand und einer zweistündigen Lesung mit dem Titel „Ein Volk unterwegs“ auf der 9. Bonner Buchmesse Migration vertreten. Die Lesung war dem 250. Jahrestag der Übersiedlung der Deutschen nach Russland und ihrem Exodus nach Deutschland am Ende des 20. Jahrhunderts gewidmet. Eröffnet wurde die Lesung von der Moderatorin Agnes Gossen mit einem Kurzvortrag, der mit zahlreichen Fotos und Kurzbiographien auf der Leinwand begleitet wurde. Sie sprach über deutsche Autoren in der russischen Literatur sowie über russlanddeutsche Literaten der Vor- und Nachkriegsgeneration und der jungen Garde der russlanddeutschen Literatur in Deutschland.
Da die Zeitzeugen und unmittelbaren Opfer der Deportation rar geworden sind und viele Autoren aus dieser Zeit in den letzten Jahren von uns gegangen sind, traten stellvertretend für sie zwei Autoren auf, die den Krieg als Kinder erlebt hatten.

Der Literaturkreis der Deutschen aus Russland e.V. war mit einem Bücherstand und einer zweistündigen Lesung mit dem Titel „Ein Volk unterwegs“ auf der 9. Bonner Buchmesse Migration vertreten. Die Lesung war dem 250. Jahrestag der Übersiedlung der Deutschen nach Russland und ihrem Exodus nach Deutschland am Ende des 20. Jahrhunderts gewidmet. Eröffnet wurde die Lesung von der Moderatorin Agnes Gossen mit einem Kurzvortrag, der mit zahlreichen Fotos und Kurzbiographien auf der Leinwand begleitet wurde. Sie sprach über deutsche Autoren in der russischen Literatur sowie über russlanddeutsche Literaten der Vor- und Nachkriegsgeneration und der jungen Garde der russlanddeutschen Literatur in Deutschland.

Da die Zeitzeugen und unmittelbaren Opfer der Deportation rar geworden sind und viele Autoren aus dieser Zeit in den letzten Jahren von uns gegangen sind, traten stellvertretend für sie zwei Autoren auf, die den Krieg als Kinder erlebt hatten.

Bonner Autor Martin Thielmann (geb. 1929 in Kirgisien) erzählte sehr bewegend über die Verhaftung und Erschießung seines Vaters, mit der seine sorglose Kindheit 1937 zu Ende gegangen war. Ihr folgten  mehrere Leidensjahre, die mit Aussiedlung und Verlust des Elternhauses verbunden waren, eine Geschichte, die er auch in seinem Buch „Geheimnis der Berge“ beschreibt. Wendelin Mangold (geb. 1941) kam 1990 als Heimkehrer nach Deutschland, da er als Kleinkind im Wartegau eingebürgert worden war. Er hatte in Russland Germanistik studiert und es zum Lehrstuhlinhaber einer Universität gebracht, dort angefangen in Deutsch zu schreiben und sehr viel für den Erhalt des Deutschtums in Russland getan. Hier war er 17 Jahre bei der Seelsorge für Spätaussiedler als Sozialarbeiter tätig. Die Gefühlslage der Aussiedler ist ihm daher besonders vertraut. Seine einzigartige Begabung, kreativ, wortwitzig und originell zu schreiben und sich sprachlich, inhaltlich und formbewusst auszudrücken, macht den Reiz seiner poetischen Texte aus, die er auch meisterhaft vortrug. Für sein Engagement im Aussiedlerbereich und die Tragikomödie „Vom Schicksal gezeichnet und geadelt“ bekam er im Sommer dieses Jahres den Integrationspreis des Landes Hessen. Er ergänzte auch sehr gut den Hauptvortrag durch seine eigenen Erinnerungen über russlanddeutsche Autoren, die er persönlich gekannt und erlebt hatte.

Artur Rosenstern trug einige seiner Gedichte und einen Prosaauszug aus dem Buch „Planet Germania“ vor. Als Mitglied des Vorstandes des Literaturkreises überreichte er Martin Thielmann die Ehrenurkunde für den 1. Platz in der Kategorie Prosa im vom Verein durchgeführten Wettbewerb „Almanach  2013“ (Literaturblätter deutscher Autoren aus Russland) und stellte auch zwei Sieger in der Kategorie Lyrik vor: Irina Malsam und den jüngsten Teilnehmer, Max Schatz, der aus Nürnberg angereist war und seinen neuesten Sonettenkranz vortrug. Zum Schluss kamen noch zwei Gäste zu Wort: Tina Wedel aus Bonn las zwei Gedichte aus dem Almanach vor und Edgar Seibel präsentierte einen Auszug aus seinem vor kurzem erschienen Buch “Volksgruppe Unbekannt”, welches eine Diskussion über den Fremdenhass und das Fremdsein auslöste.

Agnes Gossen trug einige neue Gedichte aus ihrem gerade im Burau Verlag erschienen zweisprachigen Gedichtband „Zwei Schwingen“ vor. Die Lesung war eine gut besuchte und gelungene Präsentation von drei Generationen russlanddeutscher Autoren.

„Zwei Schwingen“ – Gedichte und Nachdichtungen von Agnes Gossen-Giesbrecht

Zwei Schwingen

Agnes Gossen-Giesbrecht, geboren am 2.2.1953 in Podolsk, Gebiet Orenburg, Russland, Lyrikerin, Essayistin und Übersetzerin ist zweisprachig aufgewachsen. Sie ist Autorin von drei Lyrikbändchen in Deutsch und von drei in Russisch. Im zweisprachigen Buch „Zwei Schwingen“ findet der interessierte Leser eine Gedichtauswahl aus ihren Originalgedichten und Nachdichtungen wie ihrer eigenen so auch einiger literarischer Freunde. Man bekommt einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Dichterin – von nachdenklich bis heiter, tiefsinnig und lyrisch.

Bei Interesse kontaktieren Sie bitte den BMV Verlag Robert Burau, 32791 Lage.

Das Buch erschien 2013. ISBN: 978-3-935000-91-8

„Als ich gestorben war …“ von Viktor Heinz

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von Agnes Gossen-Giesbrecht

 Zum Roman von Viktor Heinz
„Als ich gestorben war …“

Viktor Heinz, einer der produktivsten deutschen Autoren aus Russland, der 20 Jahre lang in Göttingen gelebt und zehn Bücher veröffentlicht hatte, feierte im Oktober 2012 sein 75-jähriges Jubiläum mit zwei erschienen Büchern. Der Lyrikband „Spiegelbilder“: Gedichte und Nachdichtungen wurde als Sonderdruck und Festschrift von jüngeren Schriftstellerkollegen vorbereitet und vom Literaturkreis der Deutschen Autoren aus Russland veröffentlicht.

Der neue Roman von Viktor Heinz „Als ich gestorben war … “ ist 2012 im Robert Burau Verlag erschienen – bei einem russlanddeutschen Verleger, der früher Heinz‘ Roman „Der brennende See“ und den Kurzgeschichenband „Zarte Radieschen und anderes Gemüse“ herausgebracht hatte.

Seinen etwas skurrilen Titel verdankt der Roman der Szene, in der der Protagonist des Buches, der Bildhauer Peter Bade, nach einer misslungenen Operation und dem scheinbaren klinischen Tod, in die Leichenhalle gebracht wird und von dort schließlich flieht, was sein Freund Ernst Wagner nicht mitbekommt, weil er gerade sozusagen auf den Koffern sitzt. Dieser will mit seiner Tochter nach Deutschland ausreisen. Zwanzig Jahre später treffen sich die ehemaligen Jugendfreunde, die sich in den Sechzigerjahren in Russland als Rekruten an der chinesischen Grenze während der politischen Krise zwischen der UdSSR und China kennengelernt hatten, in Deutschland wieder. Dieser Tag der Begegnung und die am Tag darauf folgende feierliche Einweihung einer einzigartigen Skulptur, die eine stillende junge Mutter darstellt, sind eigentlich bloß zwei Tage aus dem Leben der zwei älteren Deutschen aus Russland. Sie berichten einander über die wichtigsten Ereignisse aus ihrer Vergangenheit.

Eine scheinbar einfache, vertraute Begebenheit. Doch Viktor Heinz versteht es, den Spannungsbogen bis zur letzten Seite durchzuhalten und die Neugier seiner Leser zu fesseln: von dem Zeitpunkt an, als der ehemalige Schauspieler Ernst Wagner von dem Bildhauer Peter Bade eine Postkarte bekommt, mit der Einladung, dessen Werkstatt aufzusuchen, um sich die nagelneue Frauenskulptur anzusehen. Während der Gespräche erfährt Ernst Wagner, wie Peter Bade auf eine seltsame Weise „auferstanden“ war und wie er zu der Idee mit der Mutterskulptur gekommen ist.

Das Buch bleibt bis zum Schluss höchstspannend, das Ende bleibt offen. Man erfährt nicht, ob Peter Bade nach der feierlichen Einweihung der Skulptur mit der „Frau in Schwarz“ nach Hause gegangen (heimgegangen) ist, oder ob ihn der Tod und nicht Erika, seine erste Liebe, die zur Einweihungsfeier erschienen ist, „geholt“ hat. Hat er sie auf diese Art nach so vielen Jahren doch noch gefunden? Hatte sie damals, während er seinen Wehrdienst abgeleistet hatte und sie gerade von ihm schwanger gewesen war, das gemeinsame Kind doch nicht abgetrieben? Hatte sie ihr Leben dem Kind geopfert? Warum war sie einfach verschwunden? Diese Fragen werden nur angedeutet. Vielleicht war auch alles anders gewesen und ihr Schicksal glich dem von Katjuscha Maslova aus Tolstois Roman „Auferstehung“, in dem das Dienstmädchen Katjuscha von einem jungen Gutsbesitzer verführt und darauf zur Prostitution gezwungen wird. Solche Andeutungen gibt es im Buch, jedoch Peter zweifelt daran, und diese Zweifel spiegeln sich eben auch in seiner „Madonna“-Skulptur wider, die je nach Blickwinkel mal als Heilige, die ihren Säugling stillt, mal als sündige Maria Magdalena gesehen werden kann.
Es ist ein Roman, der vieles andeutet und durch einige mystische Bilder erklärt, wie zum Beispiel die Erscheinung der Pflegemutter von Peter Bade nach ihrem Tode und ihre Rolle im Leben der zwei Waisenkinder, welche die damals junge Wolgadeutsche für Geschwister gehalten und sie während der Deportation vor dem Hungertod gerettet hatte. Nach der Auflösung der Deutschen autonomen Wolgarepublik verlor sie auf dem Weg in die Verbannung ihren ältesten Sohn, und später verhungerte ihr Ehemann im Arbeitslager. Kann man sie verurteilen angesichts ihrer Ängste und Sorgen im Überlebenskampf, weil sie alles Mögliche tat, um die junge Liebe von Peter und Erika zu verhindern? Es ist jedoch nicht bloß ein Buch über die von einer Mutter zerstörten Liebe ihres Sohnes, die übrigens zur Inspirationsquelle dessen erfolgeichen Schaffens wird. Es ist zugleich ein Buch über das Schicksal der Russlanddeutschen während des zweiten Weltkriegs bis hin zu ihrem Exodus nach Deutschland. Die zwei Protagonisten sind Vertreter der russlanddeutschen Intellektuellenschicht, die zu ihrem großen Teil aufgrund der Deportation und Zwangsarbeit in entlegensten Orten Kasachstans und Sibiriens quasi vernichtet wurde. Ernst Wagner und Peter Bade hatten es nicht leicht, in der Nachkriegszeit hatten sie Schwierigkeiten aufgrund ihrer deutschen Wurzeln, z.B. zum Studium zugelassen zu werden. Dennoch haben sie ihre Jugendträume nicht aufgegeben und sind ihren Weg gegangen. Sie blicken zurück auf ein erfülltes Leben voller Irrungen und Wirrungen, Fehler, Reue und Dankbarkeit fürs Überleben.

Im neuen Roman von Viktor Heinz entdeckt man die thematische Vielfalt. Träume und Wirklichkeit, Unerklärliches und Pragmatisches, Quellen der Inspiration verschmelzen mit Liebes- und Lebensgeschichten, mit hellen und dunklen Schatten der Vergangenheit. Aber auch mit der Gegenwart, mit den mühevollen Versuchen, in der neuen (alten) Heimat Deutschland heimisch zu werden. Ein langer Weg über ein halbes Jahrhundert, geschildert und meisterhaft „durchkomponiert“ vom Autor auf knapp 150 Seiten, die auf jeden Fall lesenswert sind und eine Bereicherung nicht nur für die russlanddeutsche, sondern ebenso für die gesamtdeutsche Literatur darstellen.

Viktor Heinz
Als ich gestorben war …
R. Burau Verlag , 2012, 150 S.
ISBN: 978-3-935000-84-0

Bestellungen unter:
BMV Verlag Robert Burau
Uekenpohl 31
32791 Lage (Westf.)
Tel.: 05202 – 2770
E-Mail: info@bmv-burau.de

Zum Tod von Viktor Heinz

Am 11. Juni am frühen Abend hörte das Herz von Viktor Heinz auf zu schlagen. Die Versuche des Rettungsdienstes ihn wiederzubeleben, waren gescheitert …

 Die Nachricht vom Tod unseres Autors Viktor Heinz macht uns, seine literarischen Freunde, traurig und tief betroffen. Er ist einer von den russlanddeutschen Autoren, auf den unsere Landsleute stolz sein können. Viktor Heinz war sehr beliebt und bekannt dank seinen Gedichten, Erzählungen und Romanen, seinen dramatischen Werken und Übersetzungen, seinen literaturkritischen Essays und wissenschaftlichen Dialektforschungen.  Es gibt so viele, die seinen Rat und Hilfe suchten und fanden. Viktor Heinz freute sich auf jeden jungen Autor, der versuchte, Deutsch zu schreiben und sagte immer: „Es ist immer so ein schönes Gefühl, wenn man in der Redaktionspost etwas gut Geschriebenes findet, wenn es manchmal auch nur ein paar Zeilen in einem Gedicht sind, aber es sind richtige Perlen, und da kann man mit dem Autor weiter arbeiten.“  Besonders viel hat er für die junge Autoren gemacht: ihre Gedichte ins Deutsche übersetzt, ihre Texte auf unseren Autorenseminaren analysiert. Man kann fast behaupten, dass kaum einer von unseren deutschschreibenden russlanddeutschen Autoren der mittleren und jüngeren Generationen in Deutschland ohne seine Hilfe ausgekommen ist. Er war der „Taufpate“ sehr vieler Bücher von Autoren unseres Literaturkreises. Er war Mitbegründer des Literaturkreises der Deutschen aus Russland e.V., war lange Jahre Lektor von unseren Deutschen Almanachen. Er war bescheiden und zurückhaltend, aber auch  weise, belesen, feinfühlig, tolerant und ausgewogen.  Er konnte viele schwierige Probleme mit wenigen Worten auf den Punkt bringen und in aller Ruhe eine Lösung vorschlagen. Er war ein Schriftsteller mit Herz und Humor.

Am 11. Juni am frühen Abend hörte das Herz von Viktor Heinz auf zu schlagen. Die Versuche des Rettungsdienstes ihn wiederzubeleben, waren gescheitert …

Die Nachricht vom Tod unseres Autors Viktor Heinz macht uns, seine literarischen Freunde, traurig und tief betroffen. Er ist einer von den russlanddeutschen Autoren, auf den unsere Landsleute stolz sein können. Viktor Heinz war sehr beliebt und bekannt dank seinen Gedichten, Erzählungen und Romanen, seinen dramatischen Werken und Übersetzungen, seinen literaturkritischen Essays und wissenschaftlichen Dialektforschungen.  Es gibt so viele, die seinen Rat und Hilfe suchten und fanden. Viktor Heinz freute sich auf jeden jungen Autor, der versuchte, Deutsch zu schreiben und sagte immer: „Es ist immer so ein schönes Gefühl, wenn man in der Redaktionspost etwas gut Geschriebenes findet, wenn es manchmal auch nur ein paar Zeilen in einem Gedicht sind, aber es sind richtige Perlen, und da kann man mit dem Autor weiter arbeiten.“  Besonders viel hat er für die junge Autoren gemacht: ihre Gedichte ins Deutsche übersetzt, ihre Texte auf unseren Autorenseminaren analysiert. Man kann fast behaupten, dass kaum einer von unseren deutschschreibenden russlanddeutschen Autoren der mittleren und jüngeren Generationen in Deutschland ohne seine Hilfe ausgekommen ist. Er war der „Taufpate“ sehr vieler Bücher von Autoren unseres Literaturkreises. Er war Mitbegründer des Literaturkreises der Deutschen aus Russland e.V., war lange Jahre Lektor von unseren Deutschen Almanachen. Er war bescheiden und zurückhaltend, aber auch  weise, belesen, feinfühlig, tolerant und ausgewogen.  Er konnte viele schwierige Probleme mit wenigen Worten auf den Punkt bringen und in aller Ruhe eine Lösung vorschlagen. Er war ein Schriftsteller mit Herz und Humor.
Er hatte in der letzten Zeit eine Reihe humoristischer Erzählungen geschrieben, die dem Deutschen Theater aus Niederstetten als Grundlage für ihre Sketche dienten – einem Theater, wo sich viele Schauspieler des früheren Deutschen Theaters Temirtau/Alma-Ata zusammengefunden hatten und mit denen V. Heinz alte Freundschaft verband.

Auch die Librettos zu zwei Kindermusicals von Eduard Isaak „Russland, ahoj“ und „Die Einsteinfalle“, die auf CDs aufgenommen wurden, waren von ihm sehr professionell geschrieben. Sein „Heimatlied“  wurde zum festen Bestandteil der Konzertprogramme vieler russlanddeutscher Chöre geworden. Er arbeitete ebenso viel an Übersetzungen und las fremde Texte Korrektur und beschwerte sich manchmal, dass er kaum noch Zeit hat in seinem „Unruhestand“. Sein 75. Jubiläum im Oktober letzten Jahres feierte er mit seinem im Burau-Verlag erschienen Roman „Als ich gestorben war …“ und einer Sonderausgabe seiner Nachdichtungen „Spiegelungen“,  die vom Literaturkreis der Deutschen aus Russland e.V. herausgegeben wurde.

Er wird uns sehr fehlen, aber in unseren Erinnerungen weiter leben.

Literaturkreis der Deutschen aus Russland e.V., Deutschland