Im vorigen Blogeintrag ging es um die Verwendung von Gedankenstrichen und Doppelpunkten. Einer der häufigsten „Kollisionspunkte“ dieser beiden Satzzeichen im Russischen und Deutschen ist die wörtliche Rede, erst recht, wenn sie durch einen Hauptsatz eingeleitet oder durch einen Nebensatz abgeschlossen wird.
Im Gegensatz zum Russischen kennt das Deutsche die Markierung einer Dialogpassage mit Anstrichen gar nicht. Das führt bei Übersetzungen aus dem Russischen unter Umständen auch zu Irritationen, weil für einen deutschen Leser im Russischen nicht immer klar erkennbar ist, wo die wörtliche Rede eigentlich endet.
Im Deutschen werden grundsätzlich Anführungszeichen verwendet, und zwar in der grafischen Form „…“ oder, ähnlich dem Französischen, »…«. Bei der Verwendung der zweiten Form ist zu beachten, dass die Häkchen im Vergleich zum Russischen genau entgegengesetzt sind, also mit ihren Spitzen nach innen zeigen und nicht, wie etwa bei der Datumsangabe auf russischen Formularen, nach außen. Auch Anführungsstriche, die sowohl vor der wörtlichen Rede als auch danach oben stehen, sind im Deutschen nicht üblich, sondern aus dem Englischen übernommen und gelten im Deutschen als typografischer Fehler.
Wird die wörtliche Rede durch einen Hauptsatz eingeleitet, endet dieser mit einem Doppelpunkt.
Er sagte lachend: „Das geht aber zu weit!“
Steht das Redeverb nach der zitierten Passage, schließt sich dieser Satz mit einem Komma an, wobei innerhalb der wörtlichen Rede das dazugehörige Satzzeichen beibehalten wird, außer wenn es ein Punkt ist:
„Das geht aber zu weit!“, sagte er lachend
„Wir haben heute aber schönes Wetter“, stellt er fest.
Wird der erläuternde Satzteil zwischen zwei Redesequenzen platziert, schließt man ihn in Kommas ein:
„Das geht“, sagte er lachend, „wirklich zu weit.“
Bilden beide Teile einer solchen Sequenz jeweils einen vollständigen Satz, bleiben die jeweiligen Satzzeichen der einzelnen Sätze erhalten.
„Das geht wirklich zu weit“, sagte er lachend. „Das kann ich nicht verantworten!“
An dieser Stelle sei noch einmal auf den Blogbeitrag zu den Redeverben („Wohin mit dem Verb?“) hingewiesen, denn auch im Gebrauch dieser Verben bestehen erhebliche Unterschiede zwischen dem Russischen und dem Deutschen.
Auch innerhalb einer wörtlichen Rede kann durchaus ein Zitat stehen. Dieses wird dann jeweils mit der halben Form der Anführungszeichen gekennzeichnet.
„Stell dir mal vor, Marie hat ihn wirklich ‚Vollpfosten‘ genannt!
»Stell dir mal vor, Marie hat ihn wirklich >Vollpfosten< genannt!«
Carola Jürchott