Wohin mit dem Verb?

Immer wieder lese ich in Texten, die mir zur Korrektur vorgelegt werden, Sätze folgender Art:
„Das hast du aber schön gemacht!“, lächelte sie.
„Ich stimme dir vollkommen zu“, nickte er.
Vielleicht fragt sich nun der eine oder andere Leser, was daran problematisch sein könnte. Formal wurden alle Regeln eingehalten, die das Deutsche für die wörtliche Rede und ihre Einleitungssätze vorsieht. Dennoch spürt man bei diesen Beispielen sofort, dass sie wörtlich aus dem Russischen übernommen wurden, denn dort ist es ja völlig normal, Formulierungen wie „улыбнулась она“ oder „кивнул он“als Stilmittel zu verwenden.

Hier ist die Bedeutung des Verbs das Entscheidende. Im Deutschen erwartet man nach (und meist auch vor) einer wörtlichen Rede ein Verb, das eine Redehandlung oder eine ähnliche Tätigkeit beschreibt: „sagte“, „rief“, „murmelte“ usw.
Deshalb wirkt es höchst ungewöhnlich, wenn sich direkt an die wörtliche Rede ein Verb anschließt, das weder unmittelbar die Art beschreibt, wie etwas gesagt wird, noch auch nur mit Lauten verbunden ist. Selbst „lachte“ kann hier durchaus verwendet werden, da es ein Geräusch beschreibt, in dessen Verlauf durchaus eine verbale Äußerung stehen kann. Ein völlig „stilles“, oder, wenn Sie so wollen, „stummes“ Verb löst beim deutschen Leser jedoch zumindest Verwunderung aus.
Aus diesem Grund ist es sinnvoll, diese „stummen“ Verben ein wenig hintanzustellen:
„Das hast du aber schön gemacht!“, sagte sie lächelnd.
„Ich stimme dir vollkommen zu“, erklärte er und nickte.
Ist einem diese Variante nicht griffig genug, reicht eine einfache Umstellung, bei der auf die Weiterführung innerhalb des Satzes verzichtet wird:
„Das hast du aber schön gemacht!“ Sie lächelte.
„Ich stimme dir vollkommen zu.“ Er nickte.
Man verliert hierbei nichts von der Satzbedeutung, da die Redehandlung als solche ja bereits durch die Anführungszeichen angezeigt wurde. Da dadurch völlig klar ist, dass jemand etwas gesagt hat, kann man anschließend auch übergangslos zur genaueren Beschreibung der anderen Reaktionen übergehen.

Carola Jürchott

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