Nelly Däs, eine der bekanntesten russlanddeutschen AutorInnen, ist am 18. April 2021 verstorben

(c) Foto: Nina Paulsen

Wir verneigen uns vor ihrer Lebensleistung!

Nelly Däs, geb. am 8. Januar 1930 als Nelly Schmidt in der deutschen Siedlung Friedenstal in der Ukraine, machte sich bereits in den 70er-Jahren einen Namen als erfolgreiche Erzählerin. In der Zeit ihrer aktiven schriftstellerischen Tätigkeit, etwa von 1968 bis 2002, veröffentlichte sie elf Bücher mit russlanddeutschem Themenbezug. Zwei Bücher von ihr wurden ins Englische übersetzt. Ihr großes Anliegen und Ziel war es, die hierzulande kaum bekannte, leidvolle Geschichte der Sowjet- bzw. Russlanddeutschen an die breite Öffentlichkeit zu tragen. Sie hielt zahlreiche Vorträge und Lesungen in Schulen, öffentlichen Einrichtungen sowie im Rahmen von diversen Tagungen und Konferenzen. Am Beispiel ihrer persönlichen, zäsurreichen Familiengeschichte, aber genauso der vielen anderen Familiengeschichten, die sie in ihren Büchern verarbeitet hatte, konnte sie an die Lesenden und Zuhörenden das Schicksal ihrer Ethnie auf eine genauso unterhaltsame wie plausible Art und Weise vermitteln.

Schon sehr früh, und zwar 1935, musste ihre Familie vor stalinistischen Säuberungsaktionen fliehen. Ihr Vater hatte sich geweigert, der Kolchose beizutreten. 1937 wurde er festgenommen und nach Sibirien verbannt, seine Familie sah ihn nie wieder. 1944/45 floh die Familie Schmidt vor der anrückenden Sowjetarmee und wurde während der Flucht auseinandergerissen. Im Alter von nur 15 Jahren war Nelly nun allein auf der Flucht, die sie schließlich nach Schwäbisch-Gmünd führte. Nelly Schmidt machte hier eine Schneiderlehre, heiratete und lebte mit ihrer Familie in Waiblingen bei Stuttgart.

Nelly Däs begann recht spät professionell zu schreiben. Ihr erstes Buch „Wölfe und Sonnenblumen“ erschien 1969 dank Unterstützung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Danach meldete sich Nelly Däs regelmäßig und mit stetig wachsendem Erfolg mit ihren neuen Büchern in der Öffentlichkeit. Einige davon sind Kinder- bzw. Jugendbücher. Der mit Abstand bekannteste Roman von ihr heißt „Das Mädchen vom Fährhaus“ (1988), den das ZDF-Studio als Vorlage für den Film mit dem Titel „Nadja – Heimkehr in die Fremde“ (1996) nutzte.

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagierte sich Nelly Däs unermüdlich für die Belange ihrer Landsleute innerhalb und außerhalb der Bundesrepublik Deutschland und trat entschlossen als Vertreterin der LmDR für die Rechte der Bevölkerungsgruppe bei jeder Gelegenheit ein, vor allem aber für Anliegen der russlanddeutschen Frauen (sie war in der Landsmannschaft auf Bundesebene viele Jahre für diesen Bereich zuständig). Sie gab im Rahmen dieser Arbeit den Sammelband „Alle Spuren sind verweht. Rußlanddeutsche Frauen in der Verbannung“ heraus (Stuttgart 1997).

Nelly Däs wurde für ihr Engagement mit verschieden Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit Ehrennadeln der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, mit der Goldenen Ehrennadel und dem russlanddeutschen Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg (Hauptpreis 1996) sowie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande.

Im Namen des Literaturkreises und aller unserer Autorinnen und Autoren möchten wir den Angehörigen unser aufrichtiges Beileid aussprechen.

Wir verneigen uns vor der Lebensleistung von Nelly Däs!

R.I.P. Nelly!