Koste es, was es wolle!

„Das kostet mich ein müdes Lächeln!“ Diesen Satz hat wohl jeder schon einmal gehört oder selbst gesagt, und daran gibt es auch nichts zu deuteln. Auch ich habe ihn noch nie anders gehört, doch das ist beileibe nicht selbstverständlich. Vielleicht liegt es daran, dass sich diese Redewendung sozusagen als idiomatische ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat.

Eine bekannte und sehr empfehlenswerte Buchreihe mit Sprachtipps heißt „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“. Dieselbe „Gefährdungslage“ kann man in diesem Fall jedoch auch für den Akkusativ konstatieren. So höre ich immer wieder Sätze wie „Das kostet dir doch nichts!“ Die gängigen Medien bilden dabei keine Ausnahme.

 Zu meinem großen Erstaunen musste ich nun feststellen, dass diese Variante sogar Duden-konform ist. Dabei ist allerdings zu beachten, dass der Duden inzwischen wesentlich eher eine deskriptive als eine präskriptive Funktion hat. Er beschreibt den aktuellen Zustand der Sprache, ohne Varianten, die sich „eingebürgert haben“, in Bausch und Bogen zu verdammen. Allerdings ist dieser Dativ nichts Neues, sondern stand auch schon vor mehr als 80 Jahren im damals aktuellen Duden.

Dennoch wird er von vielen Menschen als falsch empfunden – und steht übrigens auch im Duden nur als „auch“-Variante in Klammern. Die allgemein übliche Standardvariante ist demnach immer noch der Akkusativ, und zwar in beiden Fällen der Rektion von „kosten“ – wen kostet es was?

Um also den ersten Impuls im Sinne von „Das ist doch falsch!“ bei Lesern zu vermeiden, die Wert auf eine „richtige“ (oder in diesem Fall vermeintlich einzig richtige) Sprache legen, werde ich auch weiterhin in meiner Lektorats- und Korrektoratstätigkeit diesen Dativ in einen Akkusativ korrigieren und denke, dass Autorinnen und Autoren ebenfalls gut damit beraten sind, sich hier auf keinerlei andere Versionen einzulassen –  auch wenn es, wie ich nun weiß, zulässig ist!

Carola Jürchott

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