Ich gebe es offen zu, selbst das vermeintlich „einfache“ Korrekturlesen stellt für den Korrektor mitunter eine Herausforderung dar. So erging es mir bei einem Text über Komponisten, der ursprünglich auf Russisch verfasst worden war und in dessen deutscher Übersetzung ich Namen las wie „D. Verdi“ und „D. Puccini“. Nanu? Hießen diese beiden nicht Giuseppe und Giaccomo? Und lernt man nicht in einer der ersten Schulstunden im Fremdsprachenunterricht, dass Namen nicht übersetzt werden? Oder handelte es sich in meinem Text vielleicht um zwei Herren, von denen ich noch nie etwas gehört hatte und deren Vornamen tatsächlich mit einem D begannen? Nein, die kurz darauf zitierten Operntitel zeigten mir, dass mein erster Gedanke tatsächlich richtig gewesen war. Was war also passiert? Ganz einfach: Derjenige, der sich an der Übersetzung des Textes aus dem Russischen versucht hatte, hatte einfach die kyrillische Schreibweise von Джузеппе und Джакомо gedanklich wieder ins Deutsche transliteriert, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass ihre Namen aus dem Italienischen stammen.
Das ist nämlich der Haken an der Geschichte: Während im Russischen inzwischen alle Namen aus Sprachen mit anderen Alphabeten konsequent phonetisch transkribiert werden (was einem bei der richtigen Aussprache erheblich weiterhelfen kann), muss aber bei der Übersetzung in eine Sprache, die ihr Originalalphabet verwendet, auch wieder die Originalschreibweise benutzt werden, damit keine Missverständnisse auftreten. So muss Beethoven bei der „Rückübersetzung“ aus dem Russischen beispielsweise auch sein zweites „e“ zurückbekommen, das in der kyrillischen Version weggefallen war. „Namen sind Schall und Rauch?“ weiterlesen