Der Literaturkreis wird 25 Jahre alt – Jubiläumsanthologie erschienen!

Im Oktober 2020 feierte der Literaturkreis der Deutschen aus Russland ein markantes Jubiläum – sein 25-jähriges Bestehen, und präsentierte aus diesem Anlass die Jubiläumsausgabe des Jahrbuchs. Dieser Band ist der russlanddeutschen Autorin und Dichterin Nora Pfeffer gewidmet, die im Dezember 2019 ein hundert Jahre alt geworden wäre. Die Grande Dame der russlanddeutschen Lyrik hat sich von Beginn an im Literaturkreis der Deutschen aus Russland engagiert und hat maßgeblich, auch redaktionell, bei der Entstehung der ersten Literaturblätter vor 25 Jahren mitgewirkt. Aus den anfänglich schmalen Heften ist heute ein stattlicher Sammelband geworden. Zwischen seinen Buchdeckeln versammelt er ein Mosaik aus Lyrik, Prosa, biografischen Texten und Rezensionen kürzlich erschienener Bücher und gibt damit einen wesentlichen Überblick über die russlanddeutsche Literaturszene.

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Bitte lesen Sie laut!

Diesen Satz haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, sicher schon oft im Fremdsprachenunterricht gehört, doch nicht nur dort ist das Lautlesen ein sehr nützliches Hilfsmittel. Immer wieder habe ich an dieser Stelle schon aus dem Nähkästchen geplaudert – meist aus dem des Übersetzers.
Heute aber soll es um die Arbeit des Korrektors gehen bzw. um einen Arbeitsschritt, mit dem Sie als Autor oder Autorin ihrem Text den letzten Schliff geben und dem Lektor oder Korrektor, der Ihren Text unmittelbar nach Ihnen in die Hände bekommt, das Leben erheblich erleichtern können. Wir steigen genau an dem Punkt ein, an dem das zukünftige Buch – oder auch nur der jeweilige Text – eigentlich fertig ist und Sie sich das Ganze „nur noch einmal durchlesen“ wollen, um sicherzugehen, dass keine Tippfehler mehr enthalten sind oder Kommas fehlen. Genau für diesen Moment ist mein Aufruf aus der Überschrift gedacht: Bitte nehmen Sie sich die Zeit und lesen Sie Ihren Text laut vor – entweder sich selbst, denn auch dabei merkt man häufig schon, wo es „hakt“, oder jemandem, der Ihnen wohlgesinnt ist und sich den ganzen Text gern anhört und hier und da vielleicht auch noch die eine oder andere Ungereimtheit aufdeckt.

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Unsere Autorinnen und Autoren werden ausgezeichnet!

MINISTERIUM FÜR INNERES, DIGITALISIERUNG UND MIGRATION des Landes Baden-Württemberg gab am 13. Oktober 2020 die Preisträger des diesjährigen Russlanddeutschen Kulturpreises bekannt

Hauptpreis wird an Eleonora Hummel verliehen, Ehrengabe geht an Wendelin Mangold und Förderpreis an Katharina Martin-Virolainen


Minister Thomas Strobl: „Der Russlanddeutsche Kulturpreis bezeugt, dass das Land Baden-Württemberg den besonderen Beitrag der Russlanddeutschen zur Kultur in Deutschland wertschätzt.“


Im zweijährigen Turnus vergibt das Land Baden-Württemberg den Russlanddeutschen Kulturpreis für hervorragende Leistungen auf kulturellem Gebiet, dieses Jahr für den Bereich Literatur. Grundsätzlich besteht der Kulturpreis aus einem mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis und zwei Förderpreisen bzw. einem Förderpreis und einer Ehrengabe in Höhe von jeweils 2.500 Euro. Hierbei sind die Förderpreise insbesondere für jüngere Kulturschaffende vorgesehen, welche noch am Anfang ihrer künstlerischen Entwicklung stehen. Die Preise sind zugleich Ausdruck der Patenschaft Baden-Württembergs über die Landsmannschaft der Russlanddeutschen und werden in erster Linie russlanddeutschen Kulturschaffenden verliehen, deren Werk das Kulturgut der Russlanddeutschen repräsentiert.

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Wie viel Autonomie ist zulässig?

Auch wenn die Überschrift wieder etwas ketzerisch klingt, ist der Inhalt dieses Beitrags doch nach wie vor rein sprachlicher und keineswegs politischer Natur. Hier geht es nämlich ausschließlich um den Begriff „Autonomie“ als solchen. Die „Autonomie von Lehre und Forschung“ ist ein hohes Gut und für deutsche Universitäten und Hochschulen mittlerweile selbstverständlich. Dass Basken und Katalanen seit Jahrzehnten für ihre Autonomie kämpfen, ist ebenfalls eine Binsenweisheit. In beiden Fällen ist die Autonomie etwas Abstraktes, im ersten die Entscheidungsfreiheit, die Bildungseinrichtungen nicht vom Staat genommen werden kann, und im zweiten die Unabhängigkeit bzw. Selbstständigkeit als solche.

Diese Interpretationen des Begriffes „Autonomie“ sind laut Duden zulässig. Wie aber sieht es aus, wenn, wie ich es häufig in Texten über die Geschichte der Russlanddeutschen lese, das Wort „Autonomie“ gebraucht wird, um etwas Konkretes zu bezeichnen, meist eine bestimmte Verwaltungseinheit? Immer wieder wird da „Autonomie“ quasi als Oberbegriff für ein administratives Konstrukt gebraucht, das zunächst ein „Autonomes Gebiet“ war und später zur „Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik“ wurde.

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MAX SCHATZ: SONETTENFLECHTER

Eine Rezension von Dr. Wendelin Mangold

Durch seine Sonettenkränze hat Max Schatz, zuletzt in seinem Band „Nihilschwimmer“ (2020), die Messlatte der russlanddeutschen Lyrik hoch gelegt. Nun muss jeder, der sich in unsere Lyrik einreihen will, damit messen lassen laut der Redewendung „Erst die Pflicht, dann die Kür!“ 

Lyrik ist kein Spiel, und wer sich ihrer Formen bedienen will, muss es verstehen, den Inhalt in die entsprechende Form zu gießen. Dabei gibt es einfache Formen wie zum Beispiel die Volksliedstrophe und anspruchsvolle Formen wie zum Beispiel das Sonett. Jede Form hat ihren Ursprung und ihre Geschichte, so auch das Sonett.

(c) privat

Die meisten Dichter der Gegenwart gehen lieber dieser Form aus dem Weg. Schuld daran ist das kritische, negative und ablehnende Verhalten gegenüber dem Sonett der modernen und besonders der postmodernen Poesie. Die zaghafte Rückkehr zum Sonett ist noch nicht so richtig in Gang gekommen, aber immerhin wird ab und zu ein Sonett verfasst. Die Abkehr von der klassischen Form des Sonetts ist zu beklagen, da jeder meint, er wäre ein Dichter allein durch das abfällige Verhalten zum Sonett. Oft wird als modern angesehen, wenn alles über Bord geworfen wird (Rhythmus, Reim, Strophe), als ob ein formloses Gedicht aussagekräftiger wäre, was ein Trugschluss ist.

Wenn schon ein Sonett eine strenge, disziplinierte Form ist, so ist ein Sonettenkranz eine doppelt, wenn nicht dreifach kompliziertere Form, bestehend aus 14 zusammenhängenden Sonetten und dem abschließenden fünfzehnten Sonett, Meistersonett oder italienisch Magistrale genannt. Nicht umsonst heißt diese Form italienisch und englisch „corona“. Also ist sie die Krone unter den lyrischen Formen. Das will schon etwas bedeuten!

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Vom Kampf der Geschlechter

Keine Sorge, dies wird kein Artikel über das Gendern oder den aktuellen Stand der Feminismus-Debatte. Diese Büchse der Pandora lasse ich wohlweislich geschlossen, scheue mich aber nicht, dafür eine andere zu öffnen, deren Inhalt einem nicht erst beim Übersetzen, sondern bereits beim Spracherwerb begegnet, wenn man die erste Fremdsprache erlernt. Gemeint ist die Tatsache, dass Substantive in verschiedenen Sprachen auch ein unterschiedliches Genus aufweisen können, das sich bei Weitem nicht immer nach dem natürlichen Geschlecht richtet, wie es praktischerweise im Englischen der Fall ist.

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Festschrift für Wendelin Mangold – eine Würdigung zum 80. Geburtstag

Pünktlich zum runden Geburtstag von Wendelin Mangold erschien im BKDR Verlag eine Festschrift, die das Leben und Wirken dieses bekannten Autors ausführlich beleuchtet. Mit diesem Band, dem dritten nach den im ersten Halbjahr 2020 erschienenen Festschriften für Nora Pfeffer und Johann Warkentin setzte das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) seine Festschriftenreihe für bemerkenswerte russlanddeutsche Künstler, Wissenschaftler, Schriftsteller aus Vergangenheit und Gegenwart fort.

Dr. Wendelin Mangold, Autor und eine der prägnantesten Persönlichkeiten der russlanddeutschen Literaturszene, feierte am 5. September 2020 seinen 80. Geburtstrag. Dieses Datum nahm der BKDR Verlag zum Anlass, um in Kooperation mit dem Literaturkreis und der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland einen Sammelband herauszugeben. Zum großen Teil sind es Nachdrucke oder Übersetzungen diverser Quellen, viele Artikel stammen aus alten Ausgaben der Zeitschrift Volk auf dem Weg. Einige Beträge wurden jedoch speziell für diese Publikation verfasst. Monografien zum Leben und Schaffen markanter russlanddeutscher Kulturschaffender sind bisher eine Seltenheit. Umso mehr freuen wir uns über die Gelegenheit, diese Publikationsreihe mit einer Würdigung Mangolds ergänzen zu können.

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Sag mir, wie du heißt … (4)

Nachdem in den vorigen Blogbeiträgen im Wesentlichen auf Aspekte der Namensfindung eingegangen wurde, die bei Texten zum Tragen kommen, die in der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit spielen, betrifft die letzte Frage dieses Themenkreises auch gänzlich andere Textsorten, wie z. B. Märchen oder historsiche Romane.


Die vierte Konnotation von Namen, auf die hier eingegangen werden soll, ist die soziale, denn auch sie sollte man als Autor nicht außer Acht lassen, wenn man nach passenden Namen für seine Protagonisten sucht. So haben es die Begriffe „Kevinismus“, den der Autor Jan Weiler in einem Artikel für den „Stern“ bereits 2007 als Volkskrankheit bezeichnet hat, und „Chantalismus“ mittlerweile sogar in die Wikipedia geschafft. Mit diesen Termini bezeichnet man den Drang von Eltern, ihren Kindern möglichst exotisch klingende Namen zu geben, wie eben Kevin oder Chantal.

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Sag mir, wie du heißt … (3)

Nachdem im vorigen Artikel der lokale Aspekt der Namensfindung für Protagonisten schon angeklungen, wollen wir uns dieser Frage heute noch einmal intensiver widmen, denn nicht nur die nationale Zugehörigkeit spielt bei der Namensgebung eine Rolle, sondern auch die lokale bzw. regionale. So lassen sich bestimmte Vornamen mit Dialekten in Verbindung bringen, und man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass ein Hauke, ein Hein oder ein Ubbo in Norddeutschland beheimatet ist, ein Korbinian höchstwahrscheinlich in Bayern und ein Beat oder eine Ursina in der Schweiz. Versetzt man nun Personen mit eindeutig dialektalen Namen in eine gänzlich andere Region, sollte auch das einen dramaturgischen Grund haben, der im Laufe der Handlung unbedingt erklärt werden müsste.

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Eine Würdigung für Johann Warkentin – Festschrift zum 100. Geburtstag im BKDR Verlag erschienen

Mit diesem Jubiläumsband, dem zweiten nach der im Januar 2020 erschienenen Festschrift für Nora Pfeffer, setzt der BKDR Verlag seine Festschriftenreihe für bemerkenswerte russlanddeutsche Künstler, Wissenschaftler, Schriftsteller aus Vergangenheit und Gegenwart fort. Johann Warkentin, geb. 1920 in Spat auf der Krim, wäre am 11.05.2020 hundert Jahre alt geworden. Dieses Datum nahm das BKDR zum Anlass, um in Kooperation mit dem Literaturkreis und der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland einen Sammelband herauszugeben, in dem Warkentin selbst spricht und Schriftstellerkollegen, Historiker und Freunde über ihn und sein Werk zu Wort kommen. Zum großen Teil sind es Nachdrucke oder Übersetzungen diverser Quellen, viele Artikel stammen aus alten Ausgaben der Zeitschrift Volk auf dem Weg oder wurden speziell für diese Publikation verfasst.

Monografien zum Leben und Schaffen markanter russlanddeutscher Persönlichkeiten aus dem Bereich Kultur sind bisher eine Seltenheit. Umso mehr freuen wir uns über die Gelegenheit, diese Publikationsreihe mit einer Würdigung Warkentins ergänzen zu können. Persönlich wie auch durch sein Werk hinterließ er tiefe Spuren auf dem Weg zur Wiederbelebung der russlanddeutschen Literaturszene in der Sowjetunion der Nachkriegszeit und seit Anfang der 1980er auch in Deutschland, vorwiegend jedoch nachdem die Mehrheit der russlanddeutschen Autorinnen und Autoren um 1990 und später in die Heimat ihrer Vorfahren zurückgekehrt war. Seine Ermahnungen an die Adresse der nunmehr in Deutschland lebenden jüngeren Kolleginnen und Kollegen, sein hoher Qualitätsanspruch an das geschriebene Wort, seine kritisch-konstruktiven Bemerkungen, beispielsweise in seiner Monografie Geschichte der russlanddeutschen Literatur aus persönlicher Sicht (hrsg. von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, 1999), behalten zum großen Teil bis heute ihre Signifikanz und Aktualität und prägen weiterhin das Schaffen von Autorinnen und Autoren mit russlanddeutschem Hintergrund.

Erschienen im Juli 2020, unter ISBN 978-3-948589-06-6, 304 S., Hardcover, Preis: 14,- EUR

Bestellungen unter E-Mail: kontakt@bkdr.de oder unter Tel.: 0911-89219599.