Auch wenn diese Reihe eigentlich ein Sprachblog ist, möchte ich an heute einmal darauf eingehen, dass es auch beim Lektorieren und Korrekturlesen nicht immer nur um sprachliche Feinheiten geht. Manchmal sind Sätze auf den ersten Blick grammatisch völlig richtig, und dennoch bedürfen sie dringend einer Korrektur, weil die Logik nicht gewahrt ist. So begegnete mir kürzlich in einem Buch der wunderbare Satzanfang „Als die Moorleichen noch lebendig waren, …“
An dieser Stelle war für mich die Versuchung groß, den Satz folgendermaßen zu beenden: „waren sie noch keine Moorleichen.“
Offensichtlich scheint die Endlichkeit des Seins ein wenig zu unlogischen Formulierungen zu verführen, oder wie sonst wäre der folgende Satz zu erklären: „Sie hat uns das nach ihrem Tod vererbt“? Nach ihrem Tod konnte sie ihren Willen ja nicht mehr äußern, also muss sie schon zu Lebzeiten verfügt haben, an wen das Erbe nach ihrem Tod übergeht. Eine so eindeutige Aktivkonstruktion würde ich an dieser Stelle deshalb ausschließen.